Die Stadtbefestigung in Nürnberg - eine kurze Geschichte

Die Stadtmauern von Nürnberg

Wer die Befestigungstechnik des Mittelalters studieren möchte, findet auf einem Rundgang durch Nürnberg die verschiedenen technischen Stufen der mittelalterlichen Feindabwehr.

Frühe Befestigung Nürnbergs:

Von der ältesten Befestigung Nürnbergs sind heute praktisch keine Reste mehr nachweisbar, da sie wahrscheinlich aus Holz bestand. Man vermutet sie im Bereich zwischen Weinmarkt und Tiergärtnertor.

Vorletzte Stadtumwallung:

Von den beiden noch nachweisbaren Stadtmauern bzw. deren Resten geht die ältere auf die Zeit zurück, in der die beiden Teile der Stadt noch getrennte Mauerringe besaßen. Um die nördlich der Pegnitz gelegene Sebalder Altstadt verliefen die Befestigungen zwischen der Burg und dem Fluss, um die südlich gelegene Lorenzer Altstadt zwischen dem Fluss und dem Weißen Turm. Er ist wie der Laufer Schlagturm eines der wenigen noch bestehenden Bauwerke aus dieser Zeit. Weitere Überreste dieser Befestigungen werden nur noch bei Grabungen gefunden.
Im 14. Jahrhundert wurden die beiden Mauerringe über die Pegnitz hinweg miteinander verbunden. Wasserturm, Henkerturm und Schuldturm mit ihren angrenzenden Brückenwerken stammen aus dieser Zeit.

Letzte Stadtumwallung:

Die Stadtbefestigung der bis zum 14. Jahrhundert im mehr gewachsenen Altstadt erfolgte durch eine System aus Mauern und Trockengräben mit auch für die damalige imposanten ausmaßen. Auf einer Länge von ca. 5 Kilometer standen Mauern von sieben bis acht Metern Höhe, vorgelagert war der bis zu 20 Meter breite und 12 Meter tiefe Stadtgraben. Dazu gab es vor den Türmen die Zwinger mit eigenen Mauern. Die Ein- und Ausflüsse der Pegnitz in der Stadt wurden geschützt durch Brückenbauten mit Gattern, die herabgelassen werden konnten. Von dem Erdwallsystem (Schanzen) vor den Befestigungsmauern ist nur an der Prateranlage noch ein Rest zu sehen, andere haben sich nur in Namen erhalten (Bärenschanze).
Die einzelnen Abschnitte der Stadtmauer sind mit Farben gekennzeichnet, die zugehörigen Türme werden mit Großbuchstaben benannt. Damit kann jeder einzelne Mauerturm nach einem einheitlichen Schema bezeichnet werden, auch wenn viele Türme bereits lange unter eigenständigen Namen bekannt waren.

Abschnitt Schwarz

Vom Luginsland auf der Burg geht der schwarze Abschnitt über den Vestnertorgraben und den Laufertorturm bis zur Insel Schütt. Beim Laufertor fehlen Teile der Mauer, einige Abschnitte des Grabens sind zugeschüttet. In diesem Bereich am Rathenauplatz stand das erste Planetarium der Stadt bis zur Zeit des Nationalsozialismus. Es wurde dann wegen seiner äußerlichen Ähnlichkeit mit einer Synagoge abgerissen und am Plärrer in anderer Form neu gebaut.
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Der letzte Mauerturm (Schwarzes L) dieses Abschnitts steht auf der Insel Schütt. In ihm befindet sich das Krakauer Haus, eine Einrichtung der Stadt Krakau, der einzigen außerhalb Polens. Es beherbergt neben dem Info-Zentrum der Stadt Krakau ein Restaurant mit polnischer Küche und eine Galerie. Im Klutentreter-Saal im obersten Stockwerk finden kulturelle Veranstaltungen, aber auch private Feste und Firmenfeiern statt.

Abschnitt Blau

Der Blaue Abschnitt beginnt mit dem Mauerturm Blaues A (Hintere Insel Schütt Nr. 20), der nach Renovierung seit 1980 vom Kreisjugendring (KJR) genutzt wird. Über den linken Pegnitzarm geht es weiter über Marientor und Frauentor zum Frauentorturm, einem der vier „dicken“ Türme. Im Inneren ist er, wie die drei anderen, ein viereckiger Turm, der zur Verstärkung Mitte des 16. Jahrhunderts in der heutigen Form ummantelt wurde. Ein Stück weiter wurden die frühere Einleitungsstelle des Fischbachs in die Stadt und der Rest des Mauerturms darüber beim U-Bahn-Bau wieder freigelegt. Der letzte Abschnitt geht bis zur Vorderen Sterngasse. Die Mauerlücke dort wurde bis Mitte des 19. Jahrhunderts vom Sterntor geschlossen, das aber wegen des wachsenden Verkehrs abgebrochen wurde.

Abschnitt Rot:

Die Frauentormauer, die bereits beim Fauentorturm begonnen hatte, gehört ab der Grasersgasse zum Abschnitt Rot. Sie wird begleitet vom Mauergraben, der während des U-Bahn-Baus in einigen Abschnitten wiederhergestellt wurde. Er zieht sich mit kleinen Unterbrechungen als grünes Band bis zur Burg. Im Graben verlaufen Geh- und Radweg, es gibt Spielplätze und Gartenanlagen. Bis zum Spittlertor ist die Stadtmauer fast geschlossen. Man erkennt beim ehemaligen Färbertor noch die Löcher in der Stadtmauer, die von den Trockengestellen der Färber herrühren.
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Der Mauerturm Rotes L, der Jakobsturm in der Frauentormauer 35 wurde komplett entkernt und als Herberge für fahrende Handwerksgesellen eingerichtet. Der größte Gebäudekomplex ist das Spittlertor mit dem „dicken“ Spittlertorturm und dem Spittlertorzwinger. Dort befand sich auch das sogenannte Totenzwingerlein, in dem die Pesttoten über Nacht aufbewahrt wurden, wenn das Spittlertor geschlossenen war.

Abschnitt Grün:

Der Abschnitt der Stadtmauer beginnt an der Spittlertormauer in der Nähe des Mohrenturms mit dem Museum „Turm der Sinne“ und zieht sich über Neutor und Tiergärtnertor bis zum Westteil der Burg (Palas). Am Schlayerturm (Grünes F) wurde die Pegnitz mit einer Fronfeste gesichert, die heute in eine Altersheim mit einbezogen ist.
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Der Turm Grünes G wird von dem winzigen Hallertürlein durchbrochen, das in früheren Zeiten den Zugang zur Hallerwiese ermöglichte, einem Uferbereich, der als Treffpunkt der Schnepperschützen (Armbrustschützen), aber auch als Richtstätte diente. Dort wurden die Frauen auf „humane Art“ im Fluss ertränkt. Durchbrüche durch die Mauern aus späterer Zeit sind das Hallertor und das Neutor. Durch das nächste größere Tor, das Tiergärtnertor (Grünes N), führten die Hauptwege nach Erlangen und Bamberg. Seinen Namen erhielt es von den Wildgehegen im Stadtgraben der Burggrafen.
Der letzte Turm dieses Abschnitts ist der Turm Grünes O, der oberhalb der großen Bastei, direkt an Palas und Kemenate auf der Burg.

Zerstörungen an den Befestigungsringen:

Militärisch eingenommen wurde Nürnberg nur am Ende des 2. Weltkrieges. Dabei gab es die größten Zerstörungen an den Befestigungsanlagen. Aber schon in den Jahrhunderten vorher wurden Teile der Mauern geschleift und Tore neu gebaut oder Straßen durch die entstandenen Lücken geführt. Nürnberg wuchs über die Begrenzungen durch die Mauern hinaus, so dass für Verkehr und Warenaustausch die vorhandenen Tore nicht mehr ausreichten. Heute sind von den ursprünglich über 120 Türmen der Stadtumwallungen, die bis zum Ende des 2. Weltkriegs auf ca. 90 zurückgegangen waren, nur noch ungefähr 70 Türme vorhanden. Sie werden, nachdem die Kriegsschäden inzwischen beseitigt sind, von verschiedenen Organisationen und Vereinen genutzt.