Almosenmühle

(Mühlgasse 1 und 3)

Seit dem 13. Jahrhundert stand am Fischbach, der durch die Nürnberg floss und in die Pegnitz mündete, die „Bachmühle“ oder „Almosmühle“. Sie ist eine der ältesten Mühlen der Stadt und die einzige Mühle Nürnbergs, deren Gebäude in fast unveränderter Form noch heute erhalten sind.

Mühlen in Nürnberg

Almosmühle (am Fischbach)

Zusammen mit einigen weiteren Mühlenanlagen schenkte König Heinrich VII. die Mühle dem deutschen Orden, als sie durch den Tod des Lehensnehmers Burggraf Konrad an ihn zurückgefallen war. Der Orden vergab die Mühle als Lehensherr an den jeweiligen Betreiber und erhielt dafür die Gült (d.h. Abgaben in Form von Naturalien oder Dienstleistungen). Der Betrieb konnte innerhalb der jeweiligen Familie vererbt werden, der Besitz blieb aber beim Lehengeber. Anfang des 15. Jahrhunderts verkaufte der Orden die Mühle an die Stadt Nürnberg, die das Mühlenrecht dem „Reichen Almosen“ zuordnete, der wichtigsten Armenspeisung  Nürnbergs. Sie war im Jahre 1388 von Burkard Sailer begründet worden, die Verwaltung erfolgte durch den Rat der Stadt. Die Stiftung wurde auch als Kirchhof-, Fleisch-, Brot-, und Schildalmosen bezeichnet. Die Almosenmühle wurde verpachtet, die Stiftung sicherte sich durch den Pachtzins eine gute und regelmäßige Einnahmequelle und ihr Mehl wurde vom Pächter gemahlen und eingelagert.

Die Mühle besaß vier oberschlächtige Wasserräder, die durch das Wasser des Fischbachs  angetrieben wurden. Der Bach floss in einer Art Kanal durch die Straße „Am Fischbach“ (heute Karolinenstraße) und die Hutergasse und wurde über einen Kanal von oben den Wasserrädern zugeführt. Es handelte sich um eine recht leistungsfähige Getreidemühle. Hier wurde auch das Malz für das städtische Weizenbräuamt gemahlen. Später trieb eines der Wasserräder eine Pumpe an, die Wasser aus einer unterirdischen Quelle hochpumpte. Mit diesem Wasser wurde der Labenwolfbrunnen im Rathaushof gespeist und zur Verbesserung der Trinkwasserqualität verwendet. Allerdings konnte das Rad auch wieder zum Mahlen umgerüstet werden.
Um die Versorgung der Stadtbevölkerung sicherzustellen, erwarb der Rat während des Dreißigjährigen Kriegs auch das Nutzungsrecht für die Mahlmühle, da die Mühlen außerhalb der Stadtbefestigung teilweise niedergebrannt wurden. In den folgenden Jahrzehnten wechselte die Mühle relativ häufig den Betreiber. Erst Ende des 18. Jahrhunderts blieb sie für mehrere Generationen im Besitz einer Familie.  Schließlich kaufte die Stadt Nürnberg die Mühle erneut und legte sie still, da das Wasser des Fischbachs zu Kanalspülungen herangezogen wurde und daher nicht mehr ausreichend Wasserkraft für das Mahlen zur Verfügung stand. Auf Anregung von Sigmund Schuckert wurde die verbleibende Leistung zur Bereitstellung von Strom für die Beleuchtung der Kaiserstrasse und des Josephsplatzes genutzt. Die Almosenmühle war daher für einige Zeit das erstes „Elektrizitätswerk“ Nürnbergs. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Mühle komplett stillgelegt, das Gebäude als Wohngebäude genutzt.

Den 2. Weltkrieg überstanden die beiden Gebäudeteile unbeschädigt, damit ist die Almosenmühle das älteste und gleichzeitig einzige noch existierende Mühlengebäude in der Stadt.

Bilder: Mühlen in Nürnberg

Hinweis: Mühlenarten in Nürnberg


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