Die nordische Backsteingotik ist eine in Norddeutschland und dem Ostseeraum verbreitete Bauweise der Gotik. Ähnliche Bauten findet man auch in den Niederlanden und in Belgien. Backsteine wurden allerdings in der Gotik auch in Süddeutschland, Italien und Frankreich zum Errichten von großen Gebäuden verwendet.
Im Hauptverbreitungsgebiet (Norddeutschland und Ostseeraum) wurden Gebäude zunächst aus Holz erstellt, jedoch war es damit nicht möglich, große repräsentative Bauten zu erstellen. Daher verwendete man dafür Feldsteine, soweit man sie aus Moränengebieten gewinnen konnte. Je größer die Entfernung zum Gewinnungsort desto schwieriger war der Transport. Man griff deshalb auf gebrannte Ziegel zurück, die relativ leicht vor Ort aus dem vorhandenen Lehm hergestellt werden konnten.
Vor allem die Stadt-Neugründungen im Ostseeraum, die sich im Laufe der Zeit zur Hanse zusammenschlossen, sind geprägt von kirchlichen und profanen Bauten aus Ziegel. Der sich entwickelnde Stil der Backsteingotik (mit Entsprechungen zu Backsteinromanik und Backsteinrenaissance) führte zu nachträglichen Anpassungen auch bei älteren Gebäuden. So wurde die Backsteingotik zwischen Lübeck und Tallinn (Reval) zu einem Symbol des Städtebundes der Deutschen Hanse. Ihr Einfluss reichte bis nach Skandinavien und Polen. Wichtig waren auch die Klosterbauten der unterschiedlichen Ordensgemeinschaften und im Deutschordensland zwischen Ostpreußen und Estland die zahlreichen Festungen des Deutsche Ordens.
Da einer Ausgestaltung mit Figuren durch das Material enge Grenzen gesetzt sind, wurden als Schmuckelemente vorgefertigte Formsteine eingesetzt. Außerdem ist die reiche Gliederung durch gemauerte Ornamente und Flächenstrukturierungen charakteristisch für die Rats- und Pfarrkirchen, Rathäuser, Bürgerhäuser reicher Kaufleute oder Stadttore in dieser Gegend. Durch Kalken bestimmter Flächen oder Einsatz von glasierten Ziegeln entstand ein dekorativer Farbkontrast zum übrigen Backsteinmaterial.