Mühlen in Wöhrd

Das kleine Dörfchen Wöhrd lag bis ins 18. Jahrhundert hinein einen knappen halben Kilometer vor den Toren der Stadt Nürnberg. Im Laufe der Jahrhunderte hatte es ganz unterschiedlichen Herren gehört. Die Burggrafen von Nürnberg aus dem Geschlecht der Zollern bekamen laut einer entsprechenden Urkunde das Dorf 1317 vom Markgrafen Friedrich von Brandenburg zum Erblehen. Im Zusammenhang mit diesem burggräflichen Lehen wurde im Jahre 1326 auch eine Mühle in der Nähe des Wassertors erwähnt. Das Dorf ging im Jahre 1414 in den Besitz von Ulrich Haller und Peter Volckamer über, die Reichsstadt Nürnberg übernahm dann 1427 die Oberherrschaft über das gesamte Dorf Wöhrd. Im Laufe der Jahre entstanden in Wöhrd mehrere Mühlenanlagen. Von den älteren Anlagen ist allerdings nichts mehr vorhanden. Das hatte mehrere Gründe. Einige Male brannten die Anlagen ganz oder in Teilen ab, wie es bei Mühlen offenbar häufiger der Fall war; Mehlstaub oder feines Metallpulver konnte sich bei Nichteinhaltung der Vorschriften leicht entzünden. Schwierig war auch die Lage unmittelbar vor der Stadtmauer Nürnbergs. Das Dorf Wöhrd selbst wurde im Laufe seiner Geschichte mehrfach komplett zerstört. Als Nürnberg auf Seiten des Schwäbischen Städtebundes im Krieg mit den bayerischen Herzögen stand,  wurde es bereits unter den Burggrafen im Jahre 1388 das erste Mal vollständig niedergebrannt. In den folgenden Jahren wurde das Dorf wieder aufgebaut. Im zweiten Markgrafenkrieg opferte die Stadt Nürnberg das Dorf Wöhrd dem Schutz der Stadt und ließ es von sich aus komplett zerstören. Der heranziehenden Albrecht Alcibiades mit seinem Heer von zehntausend Mann sollte keine Deckung und keine Möglichkeit bekommen, sich dort zu verschanzen. Nach dem Krieg wurden der Ort und die Mühlenanlagen mit erheblichen Kosten wieder aufgebaut. Das Mühlenwerk auf dem rechten Ufer brannte dann im Jahr 1688 nieder, dabei wurden nach zeitgenössischen Berichten die dort befindliche Drahtmühle, eine daneben stehende Mahlmühle sowie am gegenüber liegenden Ufer eine Walkmühle mit Schermesserer-Schleife und Poliermühle ein Raub der Flammen.

Wichtig waren zwei Mahl­mühlen: die „Vordere Mühle in der Vorstadt Wöhrd“ und die „Hintere Mühle in der Vorstadt Wöhrd“ zwischen zwei Pegnitzarmen. Obwohl sie außerhalb der Stadt lagen, waren sie der Mühlordnung der Stadt Nürnberg unterworfen, dafür durften sie ihr Mehl frei in Nürnberg verkaufen. Außerdem stand an der Pegnitz eine Lohsägmühle mit Eisen- und Kupferhammer. Dort wurde unter anderem die Lohe (Gerberlohe) aus gerbstoffreichem Pflanzenteilen (Rinde, Blätter, Holz von Eichen oder Fichten) hergestellt. Die Rotgerber verwendeten sie zur Herstellung von kräftigem Rindsleder (für Schuhsohlen, Sättel, Stiefel usw.). Im 16. Jahrhundert kam eine Pulvermühle hinzu, die im Laufe von 170 Jahren acht Mal bei Explosionen zerstört und wieder aufgebaut wurde. Ende des 18. Jahrhunderts wurde sie dann endgültig einem anderen Zweck zugeführt.

Von den Mühlen gibt es heute keine Überreste mehr, da alle im Zweiten Weltkrieg zerstört und ihre Ruinen in den Nachkriegsjahren entfernt wurden.

Bilder: Mühlen in Nürnberg

Hinweis: Mühlen in Nürnberg


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